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Rettet die Bildung - nicht die Banken und Konzerne!

Am 12. November 2008 demonstrierten mehr als 100.000 Schülerinnen und Schüler in ganz Deutschland für ihre Bildung, davon 5000 in Kiel - ein voller Erfolg: Es sind die größten SchülerInnenproteste seit 1990. Auch das große Medieninteresse belegt die große  Bedeutung. Die Berichterstattung war überwiegend fair, in Teilen dem Streik sogar positiv geneigt. Kurz vor den Demonstrationen sahen sich vor allem konservative Parteien und Verbände genötigt Stimmung gegen die Streiks zu machen – auch ein Zeichen der besonderen Bedeutung der bundesweiten Streiks. Ein großer Erfolg ist in diesem Zusammenhang auch, dass die Demonstrationen und die allgemeine Diskussion darum dafür gesorgt haben, dass das Medienevent „Bildungs“-Gipfel von Frau Merkel als ein solches gesehen wurde: eine große Show, die keine Ergebnisse brachte (und auch nicht bringen sollte).

Es verbreitet sich Unmut unter der SchülerInnenschaft, denn sie wissen, dass in ihrem Schulsystem etwas nicht stimmt: die Zunahme des Leistungsdrucks durch zentrale Prüfungen, die Verkürzung der Schulzeit am Gymnasium und die fehlenden Mittel im Schulsystem werden durchaus als das wahrgenommen was sie sind: Angriffe auf unsere Bildung. Genau diesen Nerv haben die Schulstreiks getroffen und waren deshalb auch so erfolgreich. Dennoch: Für konkrete Verbesserungen haben die Streiks im November noch nicht ausgereicht und daher wurde beschlossen weiterzukämpfen: Vom 15. – 19. Juni soll es eine bundesweite Aktionswoche geben, in der in allen Städten Demonstrationen, Aktionen und Veranstaltungen stattfinden sollen.

Dieses Schulsystem ist nicht im Interesse von uns SchülerInnen…

…und immer mehr von uns begreifen das

Der Leistungsdruck in den Schulen verschärft sich. G8 (Abitur nach 12 Jahren) sorgt dafür, dass wir an den Gymnasien „schneller“ lernen müssen und immer weniger Zeit für anderes haben. Gleichzeitig wird der Wechsel von einer anderen Schulart auf das Gymnasium erschwert, weil man beim Wechsel (üblicherweise nach der 10.) beinahe ein  ganzes Schuljahr aufholen müsste. Wie gravierend die Auswirkungen auf die entsprechenden Jahrgänge sind zeigen die Sport- und Musikverbände, die massive Rückgänge der G8-Jahrgänge bei ihren Mitgliedern zu verzeichnen haben. Der Landeselternbeirat SH rechnete aus, dass SchülerInnen mit G8 durchschnittlich eine 49,5 (!!!) – Stundenwoche zu bewältigen haben.

Trotz anhaltender Krise im Schulsystem schlägt kein Minister irgendwelche Milliardenpakete vor, sodass Unterrichtsausfall, große Klassen und gammlige Gebäude zum Dauerzustand in vielen Schulen geworden sind und uns das Lernen weiter erschweren.In ganz Schleswig-Holstein werden zur Zeit Haupt- und Realschulen zu Gemeinschafts- und Regionalschulen umgewandelt. Diese beiden neuen Schultypen unterscheiden sich im Wesentlichen nicht. Die Regionalschule ist eine reine Restschule, während die Gemeinschaftsschule zumindest noch eine Oberstufe, die die SchülerInnen zum Abitur führen soll, anbieten darf. Gleichzeitig werden aber alle Gesamtschulen, in denen die Selektion nach „gut“ und „schlecht“ zumindest in Teilen bereits aufgehoben war, bis 2010 zu Gemeinschaftsschulen umgewandelt.

Im Kern ist die Reform also nichts anderes als:

1. Die Schaffung eines zweigliedrigen Schulsystems wie z.B. in den USA mit einem elitären Gymnasium, auf dem die zukünftigen Spitzenkräfte für die Konzerne ausgebildet werden und einer Restschule, die eben den Rest auffängt und auf das Leben in schlecht bezahlten und unsicheren Arbeitsverhältnissen vorbereiten soll. Damit wird die Selektion nicht vermindert, sondern noch verschärft! Das Ziel des Schulsystems ist es weiterhin zu sortieren und Arbeitskräfte nach Wunsch für die Konzerne bereitzustellen anstatt uns alle zu kritischen Bürgern zu erziehen, die in der Lage wären ihre Umwelt und die Zusammenhänge, in denen sie leben, zu verstehen.

2. Der Vorwand für Schulschließungen im ganzen Land, was für uns SchülerInnen (vor allem in den ländlichen Gebieten) noch längere Anfahrtswege und Kosten bedeutet.

3. .Die Abschaffung der unliebsamen Gesamtschulen, die den Selektionszwang zumindest zum Teil umgehen konnten. Und nach der Schule steht man dann vor der Wahl zwischen Studiengebühren und Arbeitsmaßnahme der Arbeitsagentur, denn: Ausbildungsplätze sind Mangelware.

Nun ist es Aufgabe von uns allen die Streikwoche vom 15. – 19. Juni zu einem großen Erfolg werden zu lassen. Das bedeutet vor allem aktive Arbeit in den lokalen Streikbündnissen, an der eigenen Schule und in den SchülerInnenvertretungen. Das gilt jetzt, aber auch nach den Streiks! Wir werden nur dann in der Lage sein, Veränderungen in unserem Sinne durchzusetzen, wenn wir kontinuierlich vor Ort in den Schulen arbeiten. Dazu muss es gelingen, noch sehr viel mehr SchülerInnen für ihre Interessen in Bewegung zu bringen. Es reicht eben nicht, zweimal im Jahr zu streiken, wir müssen jeden Tag dazu nutzen, den Bildungskillern in diesem Land zu zeigen, dass wir keinen Bock mehr haben uns zu Arbeitsmaschinen für den Arbeitsmarkt ausbilden zu lassen, sondern Menschen sind, die ein Recht auf Bildung und ein schönes Leben haben!

Die SDAJ-Kiel fordert:

• Schluss mit Elitebildung und Abstellgleis - Eine Schule für alle!

• Rücknahme der Profiloberstufe und Rückkehr zum Kurssystem!

• G8 abschaffen!

• Klassen mit maximal 20 SchülerInnen sowie ausreichend LehrerInnen!
 

  • Kein Unterrichtsausfall!

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    (sdaj)